1. UT-Treffen 2000

Ähnlich wie den Städten Bielefeld und Nürnberg, kommt auch Stuttgart und seiner unmittelbaren Umgebung eine besondere Bedeutung im Bereich der Zweiradentwicklung zu. Denken wir nur an die Standard-Werke im schwäbischen Ludwigsburg oder beispielsweise an Kreidler in Kornwestheim. Wenn von dem Stuttgarter Vorort Untertürkheim die Rede ist, denken wir natürlich zuerst an die noblen Automobile mit dem Stern auf der Haube. Weitaus weniger bekannt sind dagegen die Motorräder, die 1924 erstmals in Untertürkheim gebaut und vom Firmengründer Hermann Scheihing kurz UT genannt wurden.

Untertürkheim feiert in diesem Jahr sein 800 jähriges Bestehen. Warum nicht, so dachte sich UT-Besitzer und VFV-Mitglied Günter Wolf, dieses besondere Ereignis zum Anlass für das 1. internationale UT-Treffen zu nehmen. Gesagt getan: Nach monatelangen Vorbereitungen und mit der tatkräftigen Unterstützung des AMC Stuttgart-Untertürkheim e.V. war es dann an Pfingsten endlich soweit: etwa 40 UT-Besitzerinnen und Besitzer aus Deutschland und Österreich kamen mit ihren seltenen Motorrädern in das kleine Neckarstädtchen, um dort einem interessierten Publikum zwei Tage Rede und Antwort zu stehen, Adressen, Fachliteratur und Informationen rund ums Hobby auszutauschen und um zu zeigen, dass ihre Oldies auch noch ganz ordentlich marschieren können. Während der Ausfahrten am Samstag und Sonntag in die nähere Umgebung wurde dies bei herrlichem Sommerwetter eindrucksvoll demonstriert. Hierbei hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich mit ihren Maschinen vor der noch heute existierenden Geburtsstätte der Marke UT, der Werkstatt im Häldle in Untertürkheim fotografieren zu lassen. Die Daimler Chrysler AG stellte einen Teil ihres Firmengeländes als Parc Ferme zur Verfügung und lud obendrein alle Teilnehmer und Begleitpersonen zu einer kostenlosen Führung durch das Werksmuseum ein. Wie hier mit der Unternehmensgeschichte umgegangen wird, könnte einigen anderen „deutschen-amerikanischen“ Automobil-Unternehmen als leuchtendes Beispiel dienen. An einer gemeinsamen Abendveranstaltung mit zünftiger Vesper und anschließender Weinprobe nahmen auch eine Tochter des UT-Firmengründers sowie der frühere Konstrukteur des Unternehmens, Ernst Wüstenhagen teil.

Die älteste Maschine eine 250er UT aus dem Jahre 1927 mit liegendem Einzylinder-Zweitaktmotor wurde von Frau Gisela Gansterer aus Wiener Neustadt mitgebracht, die es jedoch Vorzug die Ausfahrten im Seitenwagen eines schwereren Gespannes zu genießen. Drei UT Rennmaschinen aus den späten 20er Jahren erinnerten an die sportlichen Erfolge des vergleichsweise kleinen Unternehmens, dem es immerhin gelang 1929 die deutsche Straßenmeisterschaft in der 350er Klasse zu gewinnen. Eine bunt gemischte Palette von Vorkriegsmaschinen mit Viertakt-Einbaumotoren von Blackburn, JAP und Bark sowie Nachkriegsmaschinen mit Zweitaktern aus dem Haus Ilo spiegelten die bemerkenswerte Modellvielfalt der bis 1962 gefertigte UT-Modelle wieder.

Jürgen Nöll  (U.T.-Freunde)